Hauptmenü:
Das Brettchenweben ist eine etwa 2500 Jahre alte Handwerkstechnik, mit der sich äußerst stabile Bänder und Borten herstellen lassen.
Zahlreiche Funde von viereckigen Brettchen mit Löchern in allen 4 Ecken und vereinzelte wenige Funde ganzer Gewebe geben Aufschluss darüber, wie weit verbreitet diese Technik schon damals in Europa gewesen ist. So verifizierte ein Brettchenfund bei Göttingen, dass man schon in der Bronzezeit brettchengewebt hat. in Italien fand man bei Sasso di Fubara gar ein ganzes Gewebe, welches auf das 8. Jhd. v. Chr. datiert wurde. Ein wahrer Leckerbissen für die Archäologie trat zutage, als man das Fürstengrab von Hochdorf öffnete. Reichhaltige Gewebefunde wiesen nach heutigen Erkenntnissen eindeutig auf Brettchengewebe hin - selbst Muster und Farben waren gut erkennbar. So weiß man, daß die Kettfäden bestimmter Borten aus dem Grab sowohl aus Hanfbast, als auch Dachswolle bestanden und in den Farben Rot und Blau eingefärbt waren. Bis zum 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. bleiben aber Gewebefunde noch aus und auch in den römischen Gebieten Europas hat man bisher wenig gefunden. Im 2. Jahrhundert n. Chr. fand man im Vehenmoor einen Mantel mit schmalen Brettchenborten an den 4 Wwbkanten. Im 3. Jahrhundert n. Chr. dann worde der sogenannte Thorsbergmantel gefunden. Ein prächtiges Stück, welches auf allen 4 Seiten mit zum Teil sehr breiter Brettchenborte eingefasst war. Das Muster der Borten auf beiden Mänteln war sehr schlicht (einfache Längsstreifen) - woraus man den sehr vorsichtigen Schluß ziehen kann, dass die Fertigkeit, die noch die Kelten zu Hallstatteiten an den Tag legten, entweder nicht mehr vorhanden war oder schlichtweg nicht genutzt wurde.
Erst im Frühmittelalter im späten 7. Jahrhundert n. Chr fand man in Gräbbern bei Chelles wieder prächtigere Borten und auch bei den Wikingern im 9. Jahrhundert tauchten prächtige Borten auf, die in Broschiertechnik, Köper und der sogenannten Flottiertechnik gewebt wurden. Der Schluss liegt nahe, dass die Kunst des Brettchenwebens im Frühmittelalter eine 2. Blütezeit erreichte. In den späteren Jahrhunderten wurde die Brettchenweberei mehr und mehr für sakrale Zwecke eingesetzt und durch die sich verändernde Mode verschwand sie bald ganz. Vereinzelt hat sie sich im Brauchtum beim einfachen Volk noch gehalten, aber schlussendlich starb diese Kunst nicht zuletzt durch die Einführung der mechanischen Webgeräte und ~techniken in Zentraleuropa aus. Erst seit der Veröffentlichung des Buches über Brettchenweben im Jahre 1901 erfreut sich diese alte Kunst wieder wachsender Beliebtheit und dank des Internets, das uns in der heutigen Zeit zur Verfügung steht, wächst die Verbreitung und die Anzahl der WeberInnen stetig. Ein schöner Beweis, dass Neues das Alte nicht verdrängt, sondern auch fördern kann.