Spinnen - Interessengemeinschaft für Archäologische Rekonstruktion (IGfAR)

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Spinnen

Handwerk > Zivil

Historie
Die Spindel ist wohl eines der am weitesten verbreiteten Zeugnisse menschlicher Kultur.
Im Nildelta sind Spinnwirtel gefunden worden, die um 4000 v.Chr. datieren. Der generelle Gebrauch von Spinnwirteln wird laut der Encyclopedia Britannica auf 3500 v. Chr. datiert.
Bedenkt man, dass das Spinnrad erst im späten Mittelalter in Europa in Gebrauch genommen wurde, werden die enormen Leistungen der einfachen Handspindel erst deutlich, mit der man in unserer westlichen Kultur die Grundfasern aller Stoffe hergestellt hat. Wie fein man damals zu spinnen verstand zeigen die Stoffreste, die man an ägyptischen Mumien gefunden hat. So universell war die Handspindel, dass sie in kaum einem der frühen Frauengräber gefehlt hat. Selbst in unseren Märchen und Mythen wird dieses universelle Instrument erwähnt. Die Nornen spinnen den Schicksalsfaden, Schneewittchen sticht sich an der Spindel und Helena von Troja wurde bei Homer mit einer goldenen Spindel beschenkt.

Die Handspindel
Diese besteht aus zwei Teilen, dem Spinnstock und dem Spinnwirtel. Der Spinnstock ist zumeist aus Holz gefertigt und ca. 25-45 cm lang. Der Spinnwirtel hatte viele Formen, z.B scheibenförmig, konusförmig, viereckig, kreuzförmig oder tropfenförmig und bestand aus kunstvoll gedrechselten dicken Holzscheiben, aus Ton, Stein, Bronze, Leder oder Bein (Siehe Abbildung 1).
Das Gewicht des Spinnwirtels bestimmt die Art des Materials, welches man verarbeiten kann. Wird sehr kurzfaseriges Material versponnen (bestimmte Wollarten, Tierfell), so muss der Spinnwirtel leicht sein, so dass nur sehr wenig Zuggewicht auf den Fasern liegt, die ansonsten schnell reißen würden. Meist wird solches Material versponnen, indem die Spindel in einer Schüssel am Boden aufsteht und dann gedreht wird. Wird hingegen der langfaserige Flachs oder entsprechende Wolle versponnen, finden dem Material angepasste Spinnwirtel von ca. 60g Gewicht Verwendung.


Spinnen mit der Handspindel
Ein Faden entsteht -vereinfacht gesehen- durch das Drehen der Spindel, mit der die einzelnen Fasern des unversponnenen Vlieses miteinander zu einem Faden verdrillt werden. Man kann das Spinnen mit der Handspindel in drei Schritte einteilen, das Herausziehen der Fasern aus dem Vlies, Verspinnen dieser Fasern zu einem Faden und aufwickeln des Fadens auf der Spindel. Das Spinnen mit der Handspindel erfordert ein wenig Übung und Fingerspitzengefühl - nur allzu leicht gerät der Drall der Spindel in das Vlies hinein, wenn man nicht aufpasst. Man muss also mit beiden Händen gleichzeitig arbeiten. Während man mit der einen Hand Fasern aus dem Vlies zieht, muss die andere Hand den Faden festhalten und den Drall der Spindel so davon abhalten, in das Vlies zu geraten. Verspinnt man die herausgezogenen Fasern mit der einen Hand, muss die Andere den "Herausziehpunkt" blockieren.
Hat man erst einmal eine gewisse Garnlänge gesponnen und setzt die Spindel am Boden auf, ist es Zeit das Spinnen zu unterbrechen und das fertige Garn auf den Spinnstock oberhalb des Spinnwirtels aufzuwickeln.
Mit der Handspindel kann man viel feiner spinnen, als mit dem mittelalterlichen Spinnrad und sogar die heutigen modernen Spinnmaschinen schaffen es beispielsweise nicht, Baumwolle in einem Feinheitsgrad von rund 403 km Faden auf rund einem halben kg Gewicht zu spinnen, wie das z.B. in Indien mit der Handspindel schon getan wurde!

 
 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü