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Verwendete Brettchenwebtechniken der Alamannen und Merowinger zu rekonstruieren gestaltet sich sehr schwer - wie alle textilen Techniken, da Textilien vergänglich sind und in der langen Zeit in der Erde als Grabbeigabe normalerweise nicht erhalten bleiben.
Auch die Webgeräte - so denn welche Verwendung fanden - sind unbekannt. So weiß man nicht, ob es spezielle Webrahmen nur für Brettchenweberei gab oder ob Brettchengewebe nur in Zusammenhang mit Tuchen auf sogenannten Gewichtswebrahmen zum Einsatz kamen.
So müssen wir heute - wenn wir keinen Gewichtswebrahmen zum Einsatz bringen - auf modern entwickelte Brettchenwebrahmen zurückgreifen, wollen wir die Techniken vorführen.
Manchmal jedoch ist den Archäologen aber das Glück beschieden und sie können ein Grab analysieren, in dem durch Luftabschluss oder anderweitige konservierende Atmosphäre sich organisches Material erhalten konnte.
Ist das der Fall, kommen unter Anderem Rekonstrukteure wie wir ins Spiel, die die Fundstücke analysieren und versuchen, verwendete Techniken herauszufinden und somit das Werkstück damit zu rekonstruieren.
So konnte herausgefunden werden, dass bei den Merowingern z.B. die sogenannte Stippentechnik Verwendung fand. Dies konnte man anhand von Funden aus dem Grab der heiligen Bathilde rekonstruieren.
Da die Alamannen grob zum germanischen Raum zu zählen sind, kann man anhand von germanischen Moorfunden ebenfalls Techniken rekonstruieren, mit denen die Borten an sogenannten Prachtmänteln z.B. hergestellt wurden.
Dies ist zumeist eine sehr einfache Technik - die wir heute als Schnurbindung bezeichnen mit der auch sehr einfache Streifenmuster hergestellt wurden.
Rekonstruktion eines Fundes aus den Grabfunden in Chelles/Frankreich. Beerdigt wurden hier die heilige Bathilde, einer Merowingerkönigin aus dem 7. Jahrhundert n. Chr. (Grablege ca. 680 n. Chr) und der Berthille (Grablege ca 704).
Nebenstehendes Bild zeigt eine Nacharbeit eines Teils der gefundenen Bänder - hier gefertigt aus Wolle, die mit Alkana, Birke und Cochenille in den Farben lila, gelb und Rot gefärbt ist.
Leider gibt es noch keine genauen Farbanalysen, da sich auch Farben im Laufe der Zeit stark verändern.
Das Band ist in Stippentechnik gewebt - eine Technik, bei der bei einem 4lochigen Brettchen nur 2 Löcher mit Gewebefäden bezogen werden. Durch die nicht bezogenen Löcher kommt immer wieder der sogenannte Schußfaden zum Vorschein, der wie Knötchen oder Stippen in dem Muster wirkt - daher auch der Name Stippentechnik.